Achtsamkeit: Der Body Scan
Angeleitete Meditation, gesprochen von Daniela Blickhan
Weitere Informationen über Achtsmakeit und ihre positiven Wirkungen
Achtsamkeit ist der Prozess gerichteter Aufmerksamkeit, und zwar absichtsvoll, im gegen[HC1] wärtigen Moment und nicht-wertend.
Meditation beschreibt die bewusst gerichtete Aufmerksamkeit auf einen spezifischen (philosophisch oder religiös motivierten) Inhalt.
Der Prozess der Aufmerksamkeits-Richtung ist also in beiden Fällen derselbe, nur der Fokus unterscheidet sich.
Achtsamkeit lässt sich auf buddhistische Praktiken zurückführen, die schon länger als 2500 Jahre geübt werden. Auch im Christentum und den anderen großen Weltreligionen ist das Prinzip der Achtsamkeit fest verankert, ebenso in der Philosophie. Und doch hat es lange gedauert, bis Achtsamkeit als Methode in der Psychologie oder Medizin angekommen ist.
Achtsamkeit in der Medizin
Einer der Ersten, der Achtsamkeit in die Medizin einführte, war Herbert Benson, ein Harvard-Mediziner, der den Aspekt der Konzentration in den Mittelpunkt stellte und betonte, dass dieser unabhängig von persönlichen religiösen Überzeugungen oder Praktiken sei. Er benannte vier Grundbedingungen für Achtsamkeit, die wiederum die sogenannte Entspannungsreaktion auslösen:
- eine ruhige Umgebung
- ein klarer Fokus
- eine „passive“ Haltung (dies bedeutete für ihn gerichtete Aufmerksamkeit)
- eine bequeme Körperhaltung (sitzend, kniend, gehend)
Benson betonte, wie wichtig es sei, sich im Training der Achtsamkeit nicht auf eine einzelne Haltung oder Technik einzuengen – und vor allem nicht nur zu üben, um dadurch besondere Ergebnisse zu erreichen (Benson & Klipper 1978). Diese Form der absichtslosen und dennoch gerichteten Aufmerksamkeit ist wohl entscheidend für die positiven Wirkungen von Achtsamkeit.
Jon Kabat-Zinn, Professor an der Medical School der University of Massachusetts, gilt als Wegbereiter für den Einsatz von Achtsamkeit in Medizin und Psychotherapie. Kabat-Zinn gründete bereits 1979 die Stress Reduction Clinic und wies bereits vor mehr als 20 Jahren die positiven Auswirkungen von Achtsamkeit für Gesundheit und Wohlbefinden überzeugend nach. Sein Achtsamkeitstraining (Mindful Based Stress Reduction, MBSR: Stressreduktion auf der Basis von Achtsamkeit) hilft Menschen, besser mit Stress, Angst und Krankheiten umzugehen, und die Wirkung ist vielfach wissenschaftlich bestätigt worden (vgl. Kabat-Zinn 1996).
Achtsamkeit in der (Positiven) Psychologie und Psychotherapie
Von den Forschern im Feld der Positiven Psychologie ist hier Ryan M. Niemic (2014) zu nennen, dessen Buch Achtsamkeit und Charakterstärken beide Konzepte überzeugend verbindet. Seiner Einschätzung nach ist Achtsamkeit ein universelles menschliches Phänomen, das sich nicht einer einzelnen Religion zuordnen lässt, sondern stattdessen religiöse und weltliche Bereiche verbinden könnte. Niemic betont ausdrücklich, dass er damit die Achtsamkeit nicht ihrer spirituellen Dimension berauben will, sondern vielmehr ihre Relevanz und Bedeutung für Anwendung und Alltagspraxis unterstreichen möchte.
Der Philosoph und Meditationslehrer Thich Nhat Hanh, der auch im Westen sehr bekannt ist, beschreibt Achtsamkeit als Prozess, um das Bewusstsein in der Realität des Augenblicks lebendig zu halten (Hanh 1976). Hier wird der aktive Aspekt der Achtsamkeit sehr deutlich betont.
Jon Kabat-Zinn (1996) definiert Achtsamkeit als Prozess, die eigene Aufmerksamkeit spezifisch auszurichten: absichtsvoll, auf den gegenwärtigen Moment fokussiert und dabei nicht wertend. Dieser dritte Aspekt der Erklärung beinhaltet eine Negativ-Definition („nicht-wertend“), die sich wissenschaftlich nicht gut untersuchen lässt. Die moderne Forschung definiert Achtsamkeit daher als
selbstgesteuerte Aufmerksamkeit mit einer inneren Haltung von Neugier, Offenheit und Akzeptanz.
Wer seine Aufmerksamkeit steuern kann, wird mehr wahrnehmen – sowohl mehr äußere als auch mehr innere Vorgänge – und damit gesteigerte Möglichkeiten der Selbstregulation haben, was sich wiederum in gesundem und angemessenem Verhalten ausdrückt.
Dieser Text ist ein Auszug aus Daniela Blickhan: Positive Psychologie. Ein Handbuch für die Praxis (2018)
INNTAL-Blog abonnieren
Wollen Sie informiert bleiben, welche neuen Themen, Artikel und Seminare es im INNTAL gibt? Dann abonnieren Sie unseren Blog und Sie erhalten alle vier Wochen eine kurze Zusammenfassung per Email.