Kommunikation steht zunehmend im Vordergrund der Teamarbeit – nicht erst seit dem Manifest für Agile Softwareentwicklung [agile13], das ihr Vorrang vor Prozessen, Dokumenten und Verträgen gibt. Damit die Arbeit im Team möglichst reibungslos läuft, gehört Kommunikation professionell beherrscht. Das ist nicht jedem in die Wiege gelegt – aber jeder kann es lernen!
Mit dem Neurolinguistischen Programmieren (kurz NLP) wurde in den 70er Jahren eine Sammlung von Strategien, Techniken und Mustern zur Analyse der Wahrnehmung entwickelt – mit dem Ziel einer erfolgreicheren Kommunikation. Dieser Artikel geht auf die Aspekte der Kommunikation im Team ein, und wie uns die Erkenntnisse des NLP helfen können, sie in Teams zu verbessern.
Was ist ein Projektteam?
Im täglichen Projektkontext spricht man von einem „Projektteam“, wenn einzelnen Individuen zusammenarbeiten (Kohäsion zum Zusammenhalt der Gruppe) um ein gemeinsames Projektziel zu erreichen (Lokomotion zum Erreichen der Gruppenziele).
Kohäsion und Lokomotion existieren nicht automatisch, sondern sind das Ergebnis gruppendynamischer Prozesse. Darum gehören diese, wie alle Prozesse, analysiert und gesteuert; das ist eine zentrale Aufgabe des Gruppenleiters ist.
Dabei spielt es erst mal keine Rolle, ob es sich dabei um klassische oder agile Teams handelt. In hierarchischen Teams wird der Leiter häufig vom Unternehmen bestimmt und das Team eher formal geführt (klassische „Leiter“-Rolle). Bei agilen Teams erfolgt die Wahl des Teamleiters hingegen eher durch das Team selber, und er führt das Team informell (eher „Moderatoren“-Rolle).
NLP im (Projekt-)Team
Der vom FC Bayern bekannte Slogan „Mia san mia!“ drückt beispielhaft ein starkes „Wir“-Gefühl und den damit verbundene Zusammenhalt (= Kohäsion) einer Gruppe aus. Das Modell der psychologischen Ebenen von Robert Dilts, einem der bekanntesten Trainer und Weiterentwickler des NLP, hilft uns die Zusammenhänge von Kohäsion und Lokomotion besser zu verstehen: Es sind die gemeinsamen Werte, Ziele und Motive, die zu der „Wir“-Identifikation und den damit verbundenen Zusammenhalt führen. Und all unser Handeln und das Erlernen der dazu notwendigen Fähigkeiten dient wiederum dazu, diese (Gruppen-) Ziele zu erreichen (= Lokomotion).
NLP ist kooperationsfördernde Kommunikation
Zum Erreichen der notwendigen Kohäsion der Gruppe und der zielorientierten Lokomotion ist speziell die kooperationsfördernde Kommunikation der Gruppe von großer Bedeutung.:
- Aktives Zuhören: Auch aus der der Informatik wissen wir, dass zu einer Kommunikation immer zwei gehören: Einer der redet (sendet) und einer der zuhört (empfängt). Im Gegensatz zum passiven (stummen) zuhören signalisieren wir durch aktives Zuhören Akzeptanz und unser Gesprächspartner erhält direktes Feedback, ob (und wie) er von uns verstanden wird. Dies erreichen Sie z.B. durch direktes Nachfragen, Paraphrasieren (Wiedergabe des Gesagten mit eigenen Worten) oder – auch nonverbales – Bestätigen/Quittieren der Aussagen.
- Gesprächsführung durch Fragen: „Woher soll ich wissen, was Du meinst, wenn ich höre, was Du sagst?“ Ein Vorteil der zwischenmenschlichen Kommunikation ist, dass sie durch Verdichten und Auslassen von Informationen sehr effizient ist (vergleichbar mit der verlustbehafteten Komprimierung wie JPG oder MPEG). Doch dadurch gehen uns (un-)bewusst für das Verständnis notwendige Informationen verloren. Gesprächsführung durch Fragen ist eine gezielte Strategie zum Informationsgewinn über Inhalte und Prozesse. Fragen Sie z.B. nach dem WOZU, um die Motivation zu erkennen, nach dem WIE, um Verständnis über Prozesse zu erhalten und nach dem WAS GENAU, um Objekte zu konkretisieren.
- Offene und direkte Kommunikation: „Das müsste man/einer/jemand mal tun …“ Der Kolumnist Axel Hacke schrieb in einer seiner Geschichten dazu: „Um die Wahrheit über Herrn Man, Frau Jemand und Fräulein Einer zu sagen: Sie sind stinkfaul. Sie beteiligen sich in keiner Weise. Sie tun überhaupt nichts.“ Überlassen Sie es nicht dem Zufall, wer sich angesprochen fühlt: Sagen Sie es offen und direkt per „ich“ und „du“.
- Nutzenorientierte Argumentation unterstützt die Orientierung am gemeinsamen Ziel. Formulieren Sie Ziele positiv („hin zu“ statt „weg von“), objektiv (sodass die Zielerreichung testbar ist) und stellen Sie sicher, dass alle Beteiligten sie erreichen wollen und im Rahmen der zur Verfügung stehenden Ressourcen auch erreichen können.
- Sinnesspezifische Kommunikation: Trennen Sie Tatsachen (was wir sehen, hören, fühlen) von Meinungen. Dadurch fördern Sie sowohl eine objektivere Verständigung als auch ein gegenseitiges Verständnis.
- Wertebezogene Kommunikation: Auch wenn das gemeinsame Ziel klar ist: Erkennen und würdigen Sie die individuellen Wünsche und Bedürfnisse des Einzelnen. Was dem einen die Selbstverwirklichung ist, ist dem enderen die Sicherheit. So wird Wertschätzung zur Triebfeder Ihres Handelns.
Fazit
In hierarchischen wie in agilen Projektteams hängt die Effizienz und der Erfolg unserer Projekte in hohem Maße von der Kommunikation im Team ab. Das heißt: Wenn wir geschäftlichen Erfolg wollen, investieren wir in die Kommunikationskompetenz der einzelnen Teammitglieder. Verglichen mit der Dauer eines Fachstudiums können in relativ kurzer Zeit wesentliche Verbesserungen mit den Methoden und Erkenntnisse des NLP erreicht werden.
Literaturverzeichnis
Axel Hacke, 2009 „Alle Jahre schon wieder“, Kunstmann
http://agilemanifesto.org/, Stand 20.07.2013
Claus Blickhan, 2005, „Die sieben Gesprächsförderer - Miteinander reden lernen“, Junfermann
Roman Pichler, 2009 „Scrum – Agiles Projektmanagement erfolgreich einsetzen.“ d.punkt Verlag
Autoren
Ralf Bongard ist Geschäftsführer der ISARTAL akademie GmbH, als Berater und Trainer für Test und Anforderungsmanagement tätig und NLP Trainer.
Claus Blickhan ist Mitbegründer des INNTAL Instituts, Spezialist für Business NLP und Gründungsmitglied im Deutschen Verband für NLP.
Erschienen im Mitgliedermagazin des > ASQF


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