INNTAL INSTITUT

Terminauswahl

Warum es keinen „Umweg“ um unangenehme Gefühle herum geben kann

Auf LinkedIn las ich heute einen Beitrag über Lust und Lustlosigkeit. Aus tiefenpsychologischer Sicht zeigte er prägnant und treffend, warum zum Erleben angenehmer Gefühle die Bereitschaft gehört, auch deren unangenehmen Gegenpart zuzulassen. Warum gehören Lust und Unlust zusammen? Wie ist dazu die Perspektive der positiven Psychologie, die ja das „positiv“ schon im Namen trägt? Was sagt sie zu „negativen“ Gefühlen?

Die ganze Bandbreite unserer Gefühle

Die Psychologie nennt gute Gefühle „positive Emotionen“ und diese Bezeichnung birgt leider das Risiko, dass wir sie als „gut“ im Sinn von „richtig“ einordnen – und nicht im Sinne ihrer Qualität als angenehm, beflügelnd, erhebend… Und dann werden aus unangenehmen Gefühlen „negative Emotionen“, die man bitte nicht spüren und möglichst bald wieder „weg haben“ möchte. 

Die feinen Unterschiede machen den Unterschied

Emotionsdifferenzierung beschreibt die Fähigkeit, unsere eigenen Gefühle fein abgestuft (differenziert) wahrzunehmen, zu benennen und auch mehrere Gefühle gleichzeitig zulassen zu können. 

Empirisch gut belegt ist der Nutzen, wenn diese Fähigkeit gut präsent ist: Emotionsdifferenzierung nutzt sowohl uns selbst:

  • bessere Emotionsregulierung, mehr Wohlbefinden und Zufriedenheit

als auch unserer Mitwelt:

  • geringere Aggression im „in group“ – „out group“ Denken, mehr Empathie.

Doch wie kommen wir dorthin? Wie geht das?

Der erste Schritt zur Emotionsdifferenzierung ist es, die eigenen Gefühle wahrzunehmen und anzuerkennen, was da gerade spürbar ist. Auch und gerade, wenn das unangenehm ist, weh tut, sich leer oder schwer anfühlt.

Gib ihm einen Namen, und das Gefühl fängt an sich zu verändern

„Name it to tame it“, so bringt es @Daniel Siegel auf den Punkt, und genau damit beginnt schon die Veränderung. So wie wir kleinen Kindern durch unser „stellvertretendes Sprechen“ die Emotionsregulierung erleichtern können – „Du bist jetzt gerade echt traurig/ sauer/ enttäuscht, oder?“ – so können wir es für uns selbst auch tun, indem wir unsere eigenen Gefühle benennen und in Worte fassen. Dann bekommen sie Gestalt und Form, und wir können erkennen, dass wir diese Gefühle zwar gerade erleben, dass sie uns aber nicht bestimmen. Wir „haben“ ein Gefühl – aber wir „sind“ es nicht.

Durch das Erkennen und Anerkennen eines Gefühls geschieht schon eine erste Veränderung, und wenn wir weiter wahrnehmen und benennen, dann kann sich die Qualität des Gefühls oft schon ein wenig verändern. Dieses Phänomen kennen wir aus dem Coaching, und dort unterstützt die wohlwollende Beziehung, denn man ist nicht allein. 

Auch andere Menschen haben solche Gefühle schon erlebt…

Wollen wir Emotionsdifferenzierung für uns selbst zulassen, können wir uns dadurch unterstützen, dass wir uns selbst wohlwollend begegnen. Eine Haltung des Selbstmitgefühls (@Kristin Neff) ist dafür eine tragfähige Grundlage. „Das darf jetzt so sein. Dieses Gefühl erlebe nicht nur ich, sondern auch andere Menschen haben schon ähnliches gefühlt. Das ist menschlich. Und deshalb darf das jetzt so sein.“

Aus dem Zulassen unangenehmer Gefühle wächst so das Potential, auch angenehme, ermutigende, zuversichtliche Gefühle wieder mehr spüren zu können. Und dann können wir uns auch wieder lebendig(er) fühlen, zuversichtlicher und kraftvoller, mehr und mehr und Schritt für Schritt.

💐

Auf dem Laufenden bleiben


Möchtest du künftig ganz bequem erfahren, wenn wir wieder neue Artikel in unserem Blog veröffentlichen? Dann abonniere unseren Blog und du bekommst alle 4-6 Wochen eine Zusammenfassung, was es neues Gibt. Dann kannst du ganz bequem schmökern, wenn es für dich passt.

Hier geht’s zum Abo-Link und zu Meckus, die sich für dein Interesse bedankt. 

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen